Von Claudia
A Coruña. Wenn unter Seglern von der Biskaya die Rede ist, taucht meist das Bild einer drei- bis viertägigen herausfordernden Querung bei Wind und Welle auf. Auch für uns stellt sich im Oktober in Camaret-sur-Mer die Frage: Wie wollen wir mit der Biskaya umgehen?

Zum einen haben wir Amstel an Bord, die wir beim Offshore-Segeln fast ausnahmslos unter Deck halten. Keine schöne Vorstellung für so lange Zeit.
Zum anderen würde eine zügige Biskayaquerung mit Ziel Portugal schnell in das Gebiet führen, in dem sich die Orcas im Herbst/Winter aufhalten. Wir sind etwas unschlüssig. Haben wir Angst vor einer Orca-Attacke? Zumindest wirft der Gedanke, dass sie geschehen könnte, einen ordentlichen Schatten auf das ansonsten so megageile Segeln mit unserer geliebten SKUUM. Und die Übersicht der diversen Orca-Sichtungen und -Attacken vor den spanischen Rias und an der Küste von Portugal rückt einen derartigen Vorfall durchaus in denkbare Nähe.
Eine Alternative wäre das Ausfahren der Biskaya. Seglerisch und navigatorisch ist das in dieser Jahreszeit allerdings eine echte Herausforderung. Bei vorwiegenden westlichen Winden liegen die meisten Häfen an einer Leeküste. Für Nicht-Segler: Das bedeutet, dass der Wind zur Küste weht. Je nach Stärke kann er einerseits das Boot ungewollt stark zum Ufer oder auf Klippen drücken. Zum anderem laufen eventuell hohe Wellen in die (flachere) Uferzone und brechen dort. Beides kann sich je nach Windstärke und Wellenhöhe zu gefährlichen Situationen entwickeln. Selbst das Anlaufen von Häfen kann dann hochgefährlich oder sogar unmöglich werden.
Dazu kommt insbesondere im Winterhalbjahr regelmäßig alte, oft hohe Dünung, die bei anderslaufenden Windrichtungen zusammen mit der Windsee eine unangenehme und manchmal sogar gefährliche Kreuzsee bildet. Und auch ohne Kreuzsee kann eine hohe Dünung schon bei Wassertiefen unterhalb von 15 Metern an der Küste zu brechenden Wellen führen. Ganz zu schweigen von den Tiden, deren teilweise heftige Strömungen denselben Effekt haben können oder das oben genannte Problem noch verschärfen…

Auf der anderen Seite ist das küstennahe Ausfahren vermutlich eine einmalige Gelegenheit, von so klangvollen Namen wie Les-Sables-d’Olonne, La Rochelle, San Sebastian und Bilbao eigene Eindrücke zu bekommen. Jetzt haben wir die Zeit dafür. Wenn wir irgendwann später mal ohne Hund hier vorbeikämen, würden wir die Biskaya sicherlich nur queren. Und ich habe echt Lust darauf, alles, was mit dem Segeln in Gezeitenrevieren zusammenhängt, zu lernen! Wir entscheiden uns daher für das vollständige Ausfahren der Biskaya bei hundegerechter Etappenlänge.

In Camaret-sur-Mer, dem quasi nördlichen Eingang zur Biskaya, verabschieden wir uns von Jan und Lisa, die mit ihrer sehr individuell und liebevoll ausgebauten Reinke, einer Stahlsegelyacht, bislang auf unserer Route unterwegs waren. Sie werden mit ihrer ELMA die Biskaya queren. Unser nächster Hafen wird hingegen Sainte-Marine in der Süd-Bretagne sein.
Um 9:00 Uhr legen wir bei wenig Wind ab. Die Windvorhersage ist mal wieder alles andere als zuverlässig. Schöner Segelwind? Von wegen. Nur unter Großsegel motoren wir über eine Stunde… Ganz überraschend kommt der Wind dann später doch noch. Und zwar so perfekt, dass wir den Gennaker hochziehen. 89 qm füllen sich mit Wind und wir rauschen los. Herrlich! SKUUM gleitet souverän durchs Wasser. Unter Gennaker wirkt sie besonders leichtfüßig und verspielt.
Doch unsere Freude hält nur kurz. Das, was am Anfang der Tour an Wind fehlte, wird urplötzlich ziemlich reichlich und garniert mit heftigen Winddrehern nachgeliefert. Schnell sehen wir zu, dass der Gennaker wieder runter kommt. Beim Hantieren mit der Schot am hinteren Umlenkblock höre ich plötzlich einen Knall. What the fuck ist das denn nun? AAAAARGHHHHH…. Die Rettungsweste hat ausgelöst! Ich stecke in einer neongelben Bubble und bin massiv eingeschränkt in meiner Bewegungsfreiheit. Kopf bewegen? Fehlanzeige. Dazu leuchtet und piept mein AIS-Notfallsender an der Rettungsweste wie verrückt. Das heißt, er sendet eigenständig einen Notfall-Alarm an alle umgebenden AIS-Empfänger. Jetzt gerade in diesem Moment. Verflucht, ich komme nicht ran, um das abzustellen. Auch kann ich die prallaufgeblasene Weste nicht ausziehen, weil ich vor lauter Aufregung das Ventil zum Luftablassen nicht finde. Hilflos suche ich Ralf, der eben noch auf dem Vorschiff war. Doch nun ist er nach unten zum Funkgerät gehetzt und damit beschäftigt, die besorgte Nachfrage des französischen MRCC (Maritime Rescue Coordination Centre) zu beantworten. Er erklärt auf Englisch, dass es sich hierbei nicht um eine Mayday-Situation handelt, sondern nur um einen Fehlalarm. Puh. Was für ein Drama…

Doch nun wissen wir zumindest, dass der Notfallsender zuverlässig funktioniert und sofort einen AIS-Alarm an alle in der Nähe befindliche Empfangsstationen sendet. Diesen hatte das hiesige MRCC offensichtlich aufgefangen und sofort nachgefragt. Getestet hätten wir sowas im Leben nicht.
Beim Einlaufbier in Sainte-Marine überlegen wir, wie das passieren konnte. War der Auslösemechanismus nass geworden? Oder war ich mit der manuellen Auslösevorrichtung irgendwo hängengeblieben? Beim Austausch der Patrone stellen wir fest, dass es tatsächlich letzteres gewesen sein muss, denn der Auslösemechanismus ist trocken. Merkwürdig bleibt es trotzdem.
Insgesamt kommen beim Ausfahren der Biskaya von Camaret-sur-Mer bis A Coruña fast 900 Seemeilen zusammen. Bretagne, Pays de la Loire und Nouvelle-Aquitaine sind die französischen Regionen der Biskaya; Baskenland, Kantabrien, Asturien und Galizien die spanischen. Ich bin insbesondere auf das Baskenland sehr gespannt!

Die Länge unserer Schläge variiert stark. Sehr kurze Strecken hängen meist damit zusammen, dass wir etwas Bestimmtes sehen wollen. Es gibt naturräumliche und kulturelle Highlights, die auf engstem Raum beieinanderliegen. Die längeren Schläge sind dem besonderen Umstand geschuldet, dass nicht alle Häfen für uns gefahrlos anzulaufen sind.
Das erfahren wir zum Beispiel eindrucksvoll auf der Etappe von La-Trinité-sur-Mer nach Bourgenay. Diesen Hafen südlich von Les Sables d’Olonne wählen wir schweren Herzens aus, weil Les Sables, wo wir viel lieber hinwollen, wegen der Vendée Globe für Besucherschiffe gesperrt ist.
Bourgenay bietet für unsere 2,2 m Tiefgang zwar ausreichend Wassertiefe, hat aber eine relativ flache und verwinkelte Zufahrt. Das macht das Anlaufen etwas tricky. Wir planen unsere Ankunft für die Zeit kurz vor Hochwasser. Ralf hat sich wie immer im Vorfeld über Seekarten und im Reeds, einem nautischen Almanach, über die Etappe, den Zielhafen und mögliche Alternativen informiert. Wir wissen dadurch ziemlich genau, was uns dort erwartet.
Die Etappe ist mit etwa 100 Seemeilen ziemlich lang. Das bedeutet für uns Start und Ankunft im Dunklen, was bei den vorherrschenden östlichen Winden aber kein Problem darstellen sollte. Die Fahrt verläuft unspektakulär. Ich leiste Amstel öfter unter Deck Gesellschaft, in ruhigen Passagen nehme ich sie mit nach oben ins Cockpit. Am Nachmittag, nach Passieren des großen Windparks an der Banc de Guérande, stellt sich plötzlich eine Dünung aus westlichen Richtungen ein. Die Höhe variiert geschätzt zwischen einem und zwei Metern. Wird das Einfluss auf das geplante Anlaufen unseres Zielhafens haben? Bei starker auflandiger Dünung ist möglicherweise die Gefahr steiler oder sogar brechender Wellen im Bereich der flachen und engen Hafenzufahrt gegeben. Keine schöne Aussicht. Ralf beschließt, die weitere Entwicklung genau im Auge zu behalten.
Es wird dunkel. Der Abend ist mondlos und stockfinster. Die Dünung ist keineswegs kleiner geworden, eher im Gegenteil. Westlich von Les Sables d’Olonne hören wir deutlich die Brandung auf der Untiefe Grande Barge. Was tun? Wir beratschlagen uns.
Und dann hat Ralf eine begnadete Idee. Er hat die ganze Zeit schon im AIS gesehen, dass einige Seemeilen hinter uns ein Rettungskreuzer fährt. Und wer, wenn nicht der, würde genau wissen, ob eine Einfahrt in Bourgenay unter diesen Bedingungen gefahrlos machbar ist? Er funkt den Kreuzer über VHF an und bittet um eine Einschätzung. Im Ergebnis rät die Kreuzerbesatzung von dem Anlaufen des Hafens ab. Und nicht nur das. Im Hintergrund scheint sie einiges an Gesprächen geführt und nach einer Lösung für uns gesucht zu haben. Auf jeden Fall ist das Resultat der Hammer: Der eigentlich gesperrte Hafen von Les Sables d’Olonne gestattet uns nun das Anlaufen aus Sicherheitsgründen und hält einen Liegeplatz für uns bereit! Mit Blick auf die IMOCA-Racer machen wir gegen 22 Uhr dort fest. Wie geil ist das denn??? Wir liegen plötzlich mit SKUUM mitten im Herzen der wohl berühmtesten Veranstaltung des Offshore Segelns!

Der Hafenmeister erlaubt uns tatsächlich, noch eine zweite Nacht zu bleiben, aber dann hilft auch kein treuer Blick mehr…. Wir müssen weiter.
Nächstes Ziel ist La Rochelle. Hier verbringen wir fast drei Wochen, da wir Pakete erwarten und ein Tierarztbesuch mit Amstel unerwartet erforderlich wird. Um die wunderschöne Altstadt von La Rochelle gebührend zu beschreiben, müsste man viele Worte machen. Oder nur sehr wenig: Unbedingt eine Reise wert!!

Auf der weiteren Fahrt von La Rochelle nach Port Medoc an der Gironde machen wir dann eine Erfahrung, die unsere bisherige Vorsicht noch einmal verstärkt. Die Gironde-Mündung ist schon in greifbarer Nähe. Wir haben erneut östliche Winde. Eine sanfte Dünung aus West von einem Meter Höhe schaukelt uns gemütlich unserem Ziel entgegen. Es beginnt zu dämmern. Plötzlich flucht Ralf „Was ist das dahinten? Da brechen Wellen!“ Tatsächlich. Backbord voraus ist der Horizont alles andere als eben. Und wenn man genau hinschaut, sind weiße Kämme sichtbar. Ein Warnzeichen. Die gefährlichen Sände nördlich des Fahrwassers sollten laut Seekarte doch viel weiter entfernt sein!
Ralf ändert den Kurs nach Steuerbord, weg von der Gefahrenzone. Auf dem neuen Kurs beträgt die zu erwartende Wassertiefe zehn Meter. Das bestätigt auch unser Echolot. Diese Tiefe sollte ausreichend Sicherheit bieten, allemal bei nur einem Meter Dünung. Aus unseren Törnvorbereitungen wissen wir auch, dass wir bei einem Tidekoeffizienten von nur 54 mit einem schwachen Tidenstrom zu rechnen haben, etwa 0,5 Knoten auslaufend im gesamten äußeren Mündungsbereich der Gironde.
Aber gute Vorbereitung ersetzt keine Beobachtung! Ralf guckt sich um. Plötzlich sagt er mit sehr ernster Stimme „Mach die Schotten dicht. Wir haben ein Problem.“ Ich drehe mich um. Wie Pilze wachsen plötzlich steile Wellen aus dem eben noch friedlichen Meer! Wie kann das sein? Ich will nach unten eilen, um das kleine Fenster der Schlafkabine zu schließen, aus dem Amstel neugierig guckt.

„Hierbleiben“, höre ich Ralf, „nur die Washboards.“ So ernst habe ich ihn noch nie gehört. Ich werde ganz ruhig, mache den Niedergang dicht, greife die Lifelines und sichere ihn und mich, während er hochkonzentriert steuert und wir auch schon die erste Welle mit bis zu elf Knoten Fahrt abreiten. Zum Glück ist SKUUM ein schnelles, gleitfähiges Boot. Ralf ändert den Kurs noch weiter nach Steuerbord, nichts wie raus aus dieser gefährlichen Zone. Jetzt halten wir auf die Tonne 2 des Hauptfahrwassers zu. Etwa fünf bis zehn angespannte Minuten vergehen, bis die See wieder so ruhig wie vorher aussieht. Puh… Von der Tonne 2 biegen wir in das Fahrwasser ein. Dort stellen wir zu unserer Überraschung fest, dass wir entgegen des prognostizierten Gezeitenstroms von 0,5 Knoten einen Strom von 2,5 – 3 Knoten von vorn haben. Der vorher so plötzlich einsetzende gefährlich steile Seegang, die „Pilze“, war also einer klassischen Dünung-gegen-Strom-Situation geschuldet gewesen. Und dafür waren zehn Meter Wassertiefe zu wenig.
Im Nachherein haben wir das noch genauer analysiert. Wie konnte dieser starke Strom bei so schwacher Tide und entgegen der Strömungsprognose der Wetter-App im äußeren Gironde-Ästuar zustande kommen? Die einzige Erklärung scheinen uns starke Niederschläge im Hinterland zu sein, die die Gironde unabhängig von der Tide mehr Wasser führen ließen.
Lessons learned:
- Bei Flussmündungen nicht allein mit Tidenströmen rechnen, sondern auch mit Faktor X durch Niederschläge.
- Selbst eine nur schwach ausgeprägte Dünung kann bei unerwartet stark einsetzendem Gegenstrom plötzlich gefährlich werden.
- Bei geringstem Zweifel die Gironde immer nur über das betonnte Hauptfahrwasser anlaufen. Nicht abkürzen, auch wenn die Wassertiefe dafür eigentlich ausreichen sollte.
Von Port Médoc ist der nächstgelegene Hafen das etwa 60 Seemeilen entfernte Arcachon. Doch die Anfahrt des Hafens ist alles andere als einfach. Sandbänke sind ständig in Bewegung und damit eine ernstzunehmende Gefahr. Die Gefahr auf Grund zu laufen oder in eine Brecherzone zu geraten, ist hier hoch. Wir entscheiden uns aufgrund unserer vorherigen Erfahrungen daher, an der reizvollen Düne von Pilat vorbeizufahren. Der für uns am nächsten zu erreichende sichere Hafen ist damit das 148 Seemeilen entfernte Hendaye, der letzte Hafen an der französischen Küste. Er liegt direkt an der Grenze zu Spanien. Das wird dann unsere längste Etappe – aber Sicherheit geht vor.
Diese Etappe wird nicht nur wegen ihrer Länge zu einer sehr denkwürdigen. Zum einen ist es nachts bei wolkenlosem Himmel mit nur fünf Grad richtig kalt. Ich bin megadick angezogen, fühle mich wie ein Michelin-Männchen. Und trotzdem friere ich bei meiner Nachtwache. Irgendwann hole ich mir von unten einen Schlafsack hoch und lege ihn mir über. Ralf, der seine Wache bis vier Uhr durchgehalten hat, schläft jetzt unten. Deshalb mag ich ihn auch nicht wecken, als es plötzlich neblig wird. Und zwar so neblig, dass eine Weiterfahrt ohne akustisches Signal zu riskant wird. Ich hole die neue Gas-Tröte nach oben. Ein langer Ton, gefolgt von zwei kurzen alle zwei Minuten. Ich drücke den Auslöser. Ein armseliges Gequäke quält sich aus der Dose. Manno, das hört doch kein Schwein, allemal nicht bei laufendem Schiffsmotor! Dass Gas bei Kälte an Druck verliert, ist mir klar. Aber dass der Verlust so heftig ist… Weil alles besser ist, als nichts zu tun, mache ich weiter. Und zumindest ein kleiner Erfolg: Ralf wird wach, reibt sich ob des Gequäkes an Deck die Augen und bringt eine manuelle Tröte nach oben. Die ist zwar deutlich lauter als die andere, aber immer noch viel zu leise. Wirksam wäre vermutlich nur ein richtiges Nebelhorn am Mast. Dicke Suppe wechselt sich ab mit einzelnen Schwaden. Die Stimmung ist trotz allem mystisch schön. Wir halten beide scharf Ausschau, bis sich der Nebel verzieht.


Bei Sonne und sommerlichen Temperaturen legen wir später an der palmengesäumten Promenade in Hendaye an.
Diese ausgewählten vier Etappen mögen einen Eindruck von unserer Biskaya-Tour vermitteln.
Am 21. Januar erreichen wir nach 20 Etappen A Coruña. Geschafft!!! Wir haben die Biskaya im Herbst/Winter ausgesegelt!!!!
An dieser Stelle ist mir ein Einschub wichtig: Für mich ist und bleibt das Eindruckvollste, wie souverän Ralf die einzelnen Etappen geplant hat und über welch umfassendes Wissen und Können er in der Schiffsführung verfügt. Für jede Situation und für jedes Wetter hat er eine passende Lösung parat. Souverän und ruhig. Ich habe mich zu keinem Moment unsicher gefühlt und konnte deswegen jederzeit angstlos funktionieren. Dadurch habe ich unglaublich viel gelernt und einen beeindruckenden ersten Einblick ins Schwerwettersegeln bekommen. Danke dafür, mein Schatz! Ich bin auf unsere weiteren Touren gespannt und freue mich sehr darauf, weiterhin ganz viel von dir zu lernen und unerschrocken neue Abenteuer zu erleben!

Es würde den Rahmen sprengen, alle sehenswerten Landschaften und Häfen der Biskaya zu beschreiben, die wir auf unserer Biskaya-Tour bereist haben. Hier ein paar noch nicht erwähnte Sternstunden: Das nördliche Tor zur Biskaya, Camaret-sur-Mer auf der Halbinsel Crozon, ist ein Wanderparadies mit wahnsinnig schönen Aussichten von schroffen Felsen. In Concarneau liegt der IMOCA-Racer von Charlie Dalin. Auf einem Hundespaziergang sehe ich ihn zufällig aufbrechen, noch nicht wissend, dass er später die Vendée Globe gewinnen wird. Die kleine, verwinkelte Altstadt von Concarneau verbirgt sich hinter einem Festungstor. Hammer! In Hendaye gibt es einen großen Decathlon-Shop speziell für Wassersport. Hier shoppen wir exzessiv. Direkt gegenüber auf der anderen Flussseite ist schon Spanien. Hier liegt Hondarribia mit einer wunderschönen Altstadt in typisch baskischer Fachwerkbauweise. San Sebastian ist dazu allerdings noch einmal eine Steigerung. Eine traumhaft schöne Wohlfühlstadt mit gemütlichen Tapas-Bars. Die muschelförmige Bucht ist geschützt und von einem weißen Sandstrand gesäumt. Nur wenige Seemeilen weiter kann man in Zumaia senkrecht stehende Gesteinsschichten bewundern – ein geologisches Fenster der Superlative. In Bilbao bestaunen wir das Guggenheim Museum. In Ribadesella, einmalig am Fuße des Hochgebirges Picos de Europa gelegen, treffe ich eine Dänin, die hierhin ausgewandert ist. Kann ich total nachvollziehen! Größer, aber ebenfalls charmant, ist Gijon. Die Stadt wartet mit einer attraktiven Flaniermeile am Wasser und einem Yachthafen im Herzen der Stadt auf.

Und nun die spannende Frage: Können wir das Ausfahren der Biskaya empfehlen? Seglerisch fordert es erheblich mehr Vorbereitung als eine Querung. Auch kann das Abwettern mitunter Zeit in Anspruch nehmen. Wir haben uns zugegebenermaßen mit Oktober bis Januar keine optimale Reisezeit ausgesucht (auch wenn die Häfen herrlich leer sind!)… Von Flauten bis Windstärken über 50 Knoten war alles dabei. Von Hochsommer bis Weltuntergang mit Hagel und Gewitter auch.
Vielleicht ist es auch ein bisschen verrückt, die Biskaya zu dieser Jahreszeit zu bereisen? Nein. Für uns war das Ausfahren eine gelungene Mischung aus Abenteuer, Natur, Kultur und Relaxen. Und das, was diese Region bietet, ist auf jeden Fall eine Segelreise wert!
Und wie geht es nun aus A Coruña für uns zurück?
Fortsetzung folgt 🙂
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