Von Claudia
Camaret-sur-Mer, 7. Oktober 2024
Da der Segel-Reporter der Crew seinen neuesten Artikel wegen anderer Projekte noch nicht fertig hat, überbrücke ich die Zeit bis dahin mit einer Frage, die uns mehrfach erreichte: Wie macht Amstel das Ganze mit? Sie war immerhin schon sechs Jahre alt, als sie mit dem Segeln begann. Und auch, wenn sie als junge Hündin schon liebend gern im Paddelboot oder auf dem SUP-Board mit unterwegs war, ist Segeln ja doch etwas anderes…
Als Rudeltier im Allgemeinen und Hütehund im Besonderen ist Amstel total happy, 24/7 mit ihrem Rudel zusammen zu sein. Sie hat sich nach nunmehr sechs Wochen richtig eingegroovt ins Bordleben und kennt die Abläufe. Und wir sind als Crew nochmal auf eine andere, sehr besondere Weise zusammengewachsen.
Ich würde nicht sagen, dass ein Segelurlaub ein uneingeschränktes Highlight für Hunde ist. Dafür ist die Qualität der Tage einfach zu unterschiedlich. Ich kenne Amstel aber gut genug, um ihr anzumerken, dass sie diese Langfahrt mit uns ihrem normalen Alltag zuhause vorzieht – und das liegt nicht daran, dass der Alltag zuhause so schrecklich ist 😉
Segeltage
Ganz ehrlich: Segeltage gehören nicht zu Amstels Sehnsuchtstagen: Sie hat wenig Abwechslung, ist –zu ihrer Sicherheit- oft getrennt von uns unter Deck und hat nur wenig Bewegung. Dazu bekommt sie weniger als üblich zu fressen (HUNDESTIMME AUS DEM OFF: „Ein Skandal!“). Grund dafür ist, dass sie von sich aus unterwegs nur wenig trinkt und das Pinkeln und Co. an Bord immer noch nicht funktioniert (HUNDESTIMME AUS DEM OFF: „Ey, du machst doch auch nicht in dein Zuhause!“). Das ist es dann aber auch schon mit den Nachteilen der Segeltage.
Amstel kennt die Abläufe an Bord
Wenn wir Amstel an Segeltagen ihre Schwimmweste anlegen, geht sie ohne Aufforderung beim Starten des Motors sofort in unsere (vorher dafür mit Decken präparierte) Schlafkoje und kuschelt sich ein. Das Privileg, die „Menschenkabine“ die nächste Zeit für sich allein zu haben, weiß sie vermutlich zu schätzen. Die Schwimmweste trägt sie übrigens IMMER, wenn das Boot in Bewegung ist, also auch unter Deck. Wenn es tatsächlich mal eine Notsituation geben sollte, haben wir mit Sicherheit Wichtigeres zu tun, als ihr die Hundeschwimmweste erst noch anzulegen…
Es ist nicht so, dass Amstel ausschließlich unter Deck ist. Wenn die Segelbedingungen es zulassen, liegt sie gern bei uns im Cockpit. Bei An- und Ablegemanövern, bei rauer See oder starker Krängung jedoch hat sie oben nichts verloren. Und das akzeptiert sie so.
Schön für alle Beteiligten: Amstel wird auch bei ruppigen Bedingungen nie seekrank. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn Hunde können auch seekrank werden.
An die Bootsbewegungen und –geräusche unterwegs hat Amstel sich sehr gut gewöhnt. Während das Poltern in der Welle ihr anfangs unheimlich war, geht sie damit inzwischen gelassen um. Wir haben die ersten Segeltage oft nach ihr geguckt und konnten diesen Prozess gut beobachten: Anfänglich hechelte sie bei bewegter See durchaus mal vor Aufregung. Mittlerweile verschläft sie auch rustikalere Touren und wirkt dabei tatsächlich entspannt.
Okay, und wenn es doch mal ganz dicke kommt und sie gestresst ist, dann wirken beruhigende Worte und ein wenig Körperkontakt Wunder…
Sicheres Indiz, dass das Segeln für Amstel nicht unangenehm ist: Sie geht immer freudig an Bord und hat noch nie Meide-Verhalten gezeigt.
Hafentage
Für einen Hund gibt es vermutlich nichts Schöneres als Hafentage. Hafentage sind bei uns Amstel-Tage. Da wird in langen Wanderungen die Umgebung erkundet, es wird an Stränden gespielt und ich laufe mit ihr.
Mittlerweile sind die Temperaturen auch nicht mehr so hoch, so dass wir mit Canicross beginnen können. Amstel und ich brennen für diese Sparte aus dem Zughundesport: Beim Canicross zieht der Hund den Menschen beim Laufen. Ich trage dafür einen Hüftgurt und Amstel ein spezielles Hundegeschirr. Verbunden sind wir mit einer elastischen Leine von etwa 2m Länge.
Dieses Video vermittelt einen kleinen Einblick in diese wundervolle Sportart.
Das Ziehen ist anstrengend für Hunde, so dass man unbedingt Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Sonnenstrahlung im Blick haben muss.
Auch das Bordleben im Hafen ist für Amstel ein Genuss. Sie hat ihr Rudel, anders als beim Segeln, die ganze Zeit im Blick. Bevorzugter Platz der Prinzessin ist übrigens die Lounge im Vorschiff…
Und ein für Amstel alles andere als unwichtige Detail: An Hafentagen gibt es mehr zu fressen als üblich. Kurzum: Hafentage sind echte Highlights.
Ob eine Segeltour für einen Hund eine Bereicherung oder eine Zumutung ist, lässt sich nicht pauschal für alle Hunde gleich beantworten. Dafür gibt es zu viele Parameter. Aber Ralf und ich sind überzeugt davon, dass Amstel jederzeit wieder mit uns aufbrechen würde – und zwar mit Freude.
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